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2. Das Halbzargen-Fangwaben-Verfahren

  

Motivation

Seit Jahrzehnten setze ich bei allen meinen Bienenvölkern biotechnische Verfahren zur Varroadezimierung ein (Kunstschwarm, Sammelbrutableger). Durch ein neues Verfahren komme ich nun gänzlich ohne chemische Behandlungen im Spätsommer aus.

 

Das Halbzargen-Fangwabenverfahren (Kurzfassung)

  • 1. Juliwochenende: Königin in Halbzarge mit 5 Altwaben verfrachten
  • 3. Juliwochenende: verdeckelte Brut aus Halbzarge entnehmen und dafür wieder leere Altwaben einhängen
  • 4. Juliwochenende: Absperrgitter entfernen
  • 1. Augustwochenende: Halbzarge mit verdeckelter Brut entnehmen

 

Das Halbzargen-Fangwabenverfahren (ausführlich)

Zur Varroadezimierung wird ein Halbzargen-Fangwabenverfahren ausgeführt. Für jedes Volk wird eine Halbzarge mit 5 Altwaben in der Mitte vorbereitet. Der Rest der Halbzarge wird mit Leerrähmchen aufgefüllt.

 

Woher die Altwaben für die Halbzarge nehmen, wenn bisher nur mit Ganzzargen gearbeitet wurde?

Jeweils zwei Altwaben für die Halbzarge können auch aus einer Altwabe einer Ganzzarge gebastelt werden. Auf eine ausgeschnittene Altwabe einer Ganzzarge wird ein leeres Halbrähmchen gelegt (als Schablone). Das Halbrähmchen wird mit den Innenseiten bündig an 3 Seiten der Ganzzargen-Altwabe ausgerichtet. Es genügt ein Schnitt entlang der langen Rähmcheninnenseite des darüberliegenden Halbrähmchens und die Altwabe ist in Halbrähmchengröße verwandelt. Nun muss nur noch das darüberliegende Halbrähmchen nach unten gedrückt werden und fertig ist die Halbrähmchen-Altwabe. Die Bastelei gelingt besonders schnell und einfach, wenn die Altwaben der Ganzzargen horizontal gedrahtet sind.

 

Wann wird die Halbzarge mit den Fangwaben in das Volk gegeben?

Freizeitimker werden die Halbzarge am ersten Wochenende im Juli in jedes Volk geben. Zu diesem Zeitpunkt ist an meinem Standort in der Regel auch die letzte Tracht des Jahres (Lindentracht) weitgehend beendet.

 

Wo wird die Halbzarge dem Volk zugegeben?

Die Halbzarge wird quasi als neuer Brutraum ganz unten hinzugefügt. Es muss lediglich noch die Königin in die Halbzarge umquartiert werden. Über die Halbzarge wird das Absperrgitter gelegt und alle Zargen des Volkes werden darauf gesetzt. Eine Abflugmöglichkeit für die Drohnen über dem Absperrgitter ist empfehlenswert.

 

Was läuft nach der Zugabe der Halbzarge ab?

Praktisch passiert nun folgendes. Die Königin kann in der Halbzarge ein neues Brutnest mit beschränkter Ausdehnung anlegen. Sind die Bienen der Meinung, dass das Brutnest zu klein ist, müssen Sie in den Leerrähmchen bauen. Bei guten Trachtverhältnissen kann dies vorkommen. Im ursprünglichen Brutraum über dem Absperrgitter läuft nun in den nächsten 3 Wochen die Arbeiterbrut aus. Wollen sich die mit der Arbeiterbrut schlüpfenden Varroamilben weiter vermehren, müssen sie in offene Brutzellen der Halbzarge wandern.

 

Nach 14 Tagen (also am 3. Juliwochenende) wird in unserer Halbzarge überwiegend verdeckelte Brut vorhanden sein. Da die Halbwaben mit verdeckelter Brut nicht mehr zum Milbenabfang geeignet sind, werden diese nun entnommen und dafür noch einmal leere, alte Halbwaben zugehängt. Die Königin erhält nun wieder neuen Platz zum Stiften in den Halbrähmchen. Die entnommenen Halbwaben mit verdeckelter Brut werden ausgeschnitten und eingeschmolzen oder entsorgt.

 

Nach weiteren 7 Tagen (also am 4. Juliwochenende) kann das Absperrgitter über der Halbzarge entnommen werden. Die Königin kann nun ungehindert ihr Brutnest nach oben ausdehnen. Die unterste Halbzarge mit bald verdecklungsreifer Brut bleibt zunächst unangetastet.

 

Nach weiteren 7 Tagen (am 1. Augustwochenende) wird die unterste Halbzarge entnommen und die Halbwaben werden ausgeschnitten und eingeschmolzen oder entsorgt. Die Varroadezimierung ist damit abgeschlossen und es können nun überwiegend ungeschädigte Winterbienen erbrütet werden.

 

Feintunig für Bienen mit eigenem Kopf und flexible Imker

Bienen sind keine Maschinen und zeigen mitunter dem Imker wo es lang geht. In Abhängigkeit von der Anzahl der gegebenen Halbwaben (5 war meine Imkerwahl), der Stärke des Volkes, der Legefreudigkeit der Königin und den Trachtbedingungen wäre auch folgendes denkbar. Bei der ersten Entnahme der Halbwaben könnte es vorkommen, dass zwar alle Halbwaben bebrütet, aber nicht alle verdeckelt sind.

Als Imker sollte man dann flexibel sein. Da die nächste Brutentnahme erst in 14 Tagen geplant ist, könnte man die Halbwaben ohne verdeckelte Brut noch bis zur letzten Entnahme im Volk belassen, sofern die älteste Larve nicht älter als 3 Tage ist. Andernfalls können vermilbte Bienen vor der letzten Brutentnahme schlüpfen. Wer sich bei der Beurteilung des Larvenalters nicht sicher ist und kein Risiko eingehen will, kann die Wabe entweder jetzt oder besser erst in 7 Tagen bei der Entfernung des Absperrgitters entnehmen. Wird so eine Halbwabe ohne verdeckelte Brut erst in 7 Tagen entnommen, kann sie noch Milben abfangen. Diese Sonderbehandlung könnte beispielsweise mit einer Reißzwecke auf der Halbwabe gekennzeichnet werden.

Zum Zeitpunkt der Entfernung des Absperrgitters könnte es auch vorkommen, dass es die Königin aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft hat, alle Halbwaben zu bestiften. Diese unbestifteten Halbwaben können entfernt werden. Damit wird verhindert, dass diese Halbwaben doch noch bestiftet werden. Es wäre schade um den Brutpflegeaufwand. Bei der letzten Halbwabentnahme in 7 Tagen wäre die Brut auf einer unbestifteten Halbwabe maximal 7 Tage, also für Varroamilben zu jung, um anziehend zu sein.

 

Vorteile gegenüber den bekannten biotechnischen Verfahren

  • + Die Bildung von Sammelbrutablegern bzw. Brutscheunen entfällt. Logischerweise werden auch keine Bienen aus den Völkern für die Bildung von Sammelbrutablegern abgezogen. Die medikamentöse Behandlung der varroabelasteten geschlüpften Bienen entfällt ebenfalls. Sind keine varroabelasteten Sammelbrutableger vorhanden, kann von diesen natürlich auch keine Reinvasion (beispielsweise durch Verflug, Räuberei) ausgehen.
  • + Bei kompletter Brutentnahme ohne Bildung von Sammelbrutablegern müssten auch noch brauchbare hellere Brutwaben eingeschmolzen werden.
  • + Beim Halbzargen-Fangwabenverfahren reduziert sich der Wabenbedarf auf einen Teil der ohnehin zum Einschmelzen vorgesehenen Altwaben.
  • + Die Halbwaben werden schön vollflächig bebrütet. Beim anschließenden Ausschneiden werden praktisch nur vermilbte Brutflächen und keine Pollen- oder Honigkränze ausgeschnitten.
  • + Die erzwungene Bruteinschränkung führt zu einem geringeren Futterverbrauch bzw. höheren Honigertrag sofern noch (Linden-)Tracht vorhanden ist.

 

Einschränkungen beim Halbzargen-Fangwaben-Verfahren

  • - Zur Nutzung von Spättrachten (z.B. Heidetracht) muss das Verfahren abgewandelt werden, da durch die Brutentnahme im Juli Flugbienen im September fehlen würden (siehe Abschnitt Fragen und Erläuterungen).
  • - Beschriebenes Verfahren erfordert Halbrähmchen bzw. Magazinbeuten.

 

Erstaunliches

Die Bienen sorgen bei mir hin und wieder für Überraschungen. Ich überlege mir etwas und dann zeigen sie mir, dass ich eigentlich doch recht ahnungslos ist. Was sie mir beim Halbzargen-Fangwaben-Verfahren entgegen meinen Erwartungen gezeigt haben, verrate ich hier.

 

  
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